Werner Wabnitz
Als Sportkreisvorsitzender Rafael Reißer die Gäste zum Neujahrsempfang begrüßte, waren einige Stühle im Kreistagssitzungssaal des Landkreises noch leer geblieben. Unter den rund 200 Gästen fehlten zunächst noch die Teilnehmer der Demonstration, die auf dem Darmstädter Karolinenplatz sich gegen Rechtsextremismus richtete. So stand auch der Neujahrsempfang des Sportkreises Darmstadt-Dieburg auch unter dem Eindruck der gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen. „Wir müssen als Demokraten zusammenstehen. Es ist Schluss mit lustig“, unterstrich Rafael Reißer bei seiner Begrüßung. „Die schweigende Mehrheit muss jetzt laut werden, wehret den Anfängen.“ Mit Blick auf die Vereinsvertreter im Saal sagte Reisser, dass hier auch die Vereine eine Verantwortung haben. „Sie sind der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält.“
Positiv hob der Sportkreisvorsitzende hervor, dass sich nach der Corona-Krise die Mitgliederzahl in den Vereinen wieder deutlich erhöht hat. „Der Sportkreis wächst, wir haben den höchsten Mitgliederstand erreicht und es ist die Tendenz, dass es weiter steigt“, stellte Reißer zur Entwicklung des Sportkreises mit 155.000 Mitglieder in fast 420 Vereinen fest. Rafael Reißer verwies auch auf die „schwarze Null“, die aus dem Engagement des Sportkreises beim Hessentag in Pfungstadt resultierte. „Es war ein Sportfest, an dem 51 Vereine mit einem vielfältigen Angebot beteiligt waren.“ 80.000 Besucher seien dabei während der 99 Stunden dauernden Aktivitäten gezählt worden. „Ein toller Erfolg und beispielhafte Organisation.“ Der Sportkreisvorsitzende zollte ein besonderes Lob den beteiligten Organisatoren, mit einem besonderen Dank an die für Integration und Inklusion zuständige Sportkreis-Referentin Ellen Lewis.
Ellen Lewis gehört zusammen mit Meike Henning auch zu einem neuen Projekt „Kinder- und Jugendschutz im Sport“, dass der Sportkreis gemeinsam mit der Stadt Darmstadt begonnen hat. „Das Projekt ist auf viel Interesse bei den Vereinen gestoßen“, so Rafael Reißer über das Ziel, eine Kultur des Hinsehens und Ansprechen bei Grenzüberschreitungen oder jeglicher Formen von Gewalt gegen Kinder und Jugendlichen zu schaffen.
„Wir können uns sehen lassen“, unterstrich Landrat Klaus Peter Schellhaas in seinem Grußwort über die Arbeit des Sportkreises Darmstadt-Dieburg. Er sieht die Vereine als Orte der Demokratie, die für den Zusammenhalt der Gesellschaft sorgen. „Da wird Demokratie gelebt“, so Schellhaas, der ergänzte: „Vereine sind nicht unpolitisch.“
Ralf-Rainer Klatt, Vizepräsident Sportentwicklung im Landessportbund Hessen, blickte auf die bevorstehenden Großereignisse. „Das Jahr 2024 hat schon Fahrt aufgenommen.“ Die laufenden Handball-Europameisterschaften nannte Klatt ebenso wie die kommende Fußball-Europameisterschaft und die Olympischen Spiele in Paris. Mit Blick auf die Beteiligung der Sportvereine am Hessentag in Pfungstadt sprach Ralf-Rainer Klatt von einem „Meilenstein mit Vorbildcharakter“. Auch der Vizepräsident des Landessportbundes ging auf die Bedeutung der Demokratie für die Vereine ein. „Gewaltverherrlichung hat im Sport keinen Platz.“
Viel Beifall erhielt die Sportakrobatik-Gruppe der SG Arheilgen für ihren Auftritt. Die zwölf jungen Sportakrobatinnen gaben Einblicke in ihr Können, mit denen sie schon viele nationale und internationale Erfolge erreichten.
Einen engagierten Impulsvortrag zum Projekt „Kinder- und Jugendschutz im Sport“ hielt Dr. Nicole Wilhelm. Die Familienberaterin betonte in ihrem Vortrag die Einflüsse der Erwachsenen auf die Entwicklung der Kinder. „Kinder brauchen Unterstützung. Unterschätzen sie nicht ihren positiven Einfluss.“ Dr. Nicole Wilhelm verwies auf die Veränderungen in den vergangenen 30 Jahren. So hätten Kinder nicht mehr genug Kontakte und zu wenig Zeit zur Regeneration. Auch hätte die Nutzung des Internets Einfluss auf die Entwicklung und die Ernährung bezeichnete die Familienberaterin als „eine Katastrophe“. Dr. Nicole Wilhelm fordert von den Erwachsenen, „die Kinder als Mensch wahrzunehmen und nicht als Problem.“ Wichtig sei dabei, ihnen Sicherheit und Angstfreiheit zu bieten. Dabei sei festgestellt worden, dass die Kinder sehr auf die Sprache der Erwachsenen achten. „Weg vom Gehorsam und Kritik, dafür anständig behandeln, ohne zu verletzen.“
Der Sportkreis engagiert sich auch beim neugegründeten „Bündnis Safe Kids“ der Sportjugend Hessen, das ebenfalls einen umfassenderen Schutz von Kindern und Jugendlichen im Sport zum Ziel hat. Zum Bündniseintritt konnte der Sportkreis Darmstadt-Dieburg die erforderlichen Zugangsvoraussetzungen jetzt erfüllen und wurde beim Neujahrsempfangs als Partner im Bündnis Safe Kids von Ralf-Rainer Klatt ausgezeichnet. Das Jahreslogo nahmen Ellen Lewis, auch Ansprechpartnerin für das Bündnis, Meike Henning, Sportberaterin der Wissenschaftsstadt Darmstadt sowie Rafael Reißer in Empfang.
Unter Leitung von dem im Sportkreisvorstand für Ehrungen verantwortlichen Dieter Behrendt wurden zwölf Vereine für ihre Jubiläen ausgezeichnet. Gemeinsam mit Ralf-Rainer Klatt überreichte Rafael Reißer die Urkunden des Landessportbundes und zudem für die Vereine mit 100- und 125-jährigen Jubiläum Gutscheine in Höhe von 500 und 750 Euro für Anschaffungen oder Ausbildungen von Übungsleitern bzw. Vereinsmanagern.
Die Turnvereine 1898 Alsbach und Münster wurden für ihre 125-jährigen Vereinsjubiläen geehrt und für 100 Jahre der Reit- und Fahrverein vorderer Odenwald. Die Urkunden zum 75-jährigen Jubiläum erhielten der Tischtennis Club Babenhausen, Roll- und Schlittschuh-Club Darmstadt, Schachklub Bickenbach und der Starkenburger Automobil- und Motorsport-Club. Ihr 50-jähriges Bestehen feierten die Vereine Golf-Club Darmstadt-Traisa, Tennisclub Traisa, Bogen-Club Diana Schaafheim, der 1. Bowlingsport-Verein Darmstadt und der Tennisclub Bachgau Schaafheim.
Rechtzeitig vor Abschluss des offiziellen Teils traf auch Oberbürgermeister Hanno Benz ein und berichtete kurz von den Ereignissen der Demonstration auf dem Darmstädter Karolinenplatz. „Ein tolles Zeichen für Demokratie und Vielfalt“, stellte er fest, unterstrich aber auch die Bedeutung des Sportkreises in seiner Verantwortung als Sportdezernent der Stadt Darmstadt. Er dankte dem Sportkreis und den Vereinen für eine großartige Arbeit mit dem Hinweis, „dass es ohne das Ehrenamt nicht geht.“
Zum Abschluss der Veranstaltung wurden alle Teilnehmer zu einem Imbiss und „Get-together“ eingeladen, nachdem Sportkreisvorsitzender Rafael Reißer die Bereitschaft betont hatte, dass der Sportkreis gerne Vorstandsitzungen bei den Vereinen besucht. „Damit wollen wir am Puls der Zeit sein.“ Zudem verband er seine Schlussworte mit dem Hinweis darauf, dass für das Jahr 2025 noch ein Ausrichter für den Sportkreistag gesucht wird. Werner Wabnitz